Artikel
5 Kommentare

Für Abenteurer und Literaturfans

Seitdem ich das Konzert der Kafka-Band in Berlin gesehen habe, stolpere ich recht häufig über andere Kafka-Projekte und Beiträge. In den Wochen nach dem Konzert habe ich mehr über den Schriftsteller erfahren als in meiner gesamten Schulzeit. Und immer wieder bin ich dabei auf Aspekte gestoßen, die mit dem Kafka, wie er mir im Unterricht vermittelt wurde, nicht zusammenzupassen scheinen.

Bahnhof Gare de Lyon, Paris: Franz Kafka war zweimal in Paris, 1910 und 1911

Bahnhof Gare de Lyon, Paris: Franz Kafka war zweimal in Paris, 1910 und 1911. Foto: Jan Jindra

Nicht nur für mich dürfte neu sein, dass Kafka nicht nur der depressive Künstler aus Prag war, sondern sehr gern reiste und leidenschaftlich gern Sport machte. So bewunderte er zum Beispiel die Metro in Paris, besuchte gern die Kinos in Berlin, mochte das vegetarische Essen in Liberec und liebte es zu rudern und zu gärtnern. Diese Seite Kafkas war für den Fotografen Jan Jindra und die Journalistin Judita Matuášová der Anlass, über zwölf Jahre hinweg in 70 Orten in Europa nach Spuren dieser Reisen zu suchen. Das Ergebnis dieser Recherchen, das Buch “Na cestách s Franzem Kafkou” (Auf Reisen mit Franz Kafka) erschien bereits 2009. In dem zwischen Prag und Karlsbad gelegenem Ort Siřem (Zürau) soll nun eine ständige Ausstellung mit dem Titel “Kafka macht Ferien” entstehen. Die Ausstellung soll in einem ehemaligen Hopfenspeicher eingerichtet werden und neben historischen Dokumenten und Fotografien auch die Bilder von Jan Jindra zeigen.

In diesem alten Hopfenspeicher soll die Ausstellung "Kafka mach Ferien" gezeigt werden.

In diesem alten Hopfenspeicher soll die Ausstellung “Kafka macht Ferien” gezeigt werden. Foto: Jan Jindra

Die Mittel für die Ausstellung sollen durch Crowdfunding eingeworben werden. Insgesamt 860.000 CZK (ca. 32.000 EUR) werden für die Umsetzung benötigt. Davon sollen unter anderem ein Ausstellungsbauer, ein Grafikdesigner, Ausstellungstafeln und die Rekonstruktion der Räume bezahlt werden. Ich habe die Journalistin Judita Matuášová befragt, warum sie das Geld durch Crowdfunding einsammeln möchte, warum man das Projekt unterstützen sollte und welche Dankeschöns auch für deutsche Unterstützer interessant sein könnten.

Warum möchten Sie Ihr Projekt ausgerechnet durch Crowdfunding finanzieren?

Beim Crowdfunding geht es nicht nur darum Geld einzusammeln, sondern eine Idee bekannt zumachen. Einige Jahre lang haben wir unser Projekt in der ganzen Welt vorgestellt, hauptsächlich durch Ausstellungen von Jan Jindra und Vorlesungen zu Kafka. Diesmal haben wir die Chance, das Thema einem viel breiteren Publikum näherzubringen. Wir hoffen, dass wir auch die erreichen können die immer dachten, dass Kafka nur in Prag lebte und düstere Texte schrieb.

Bekommen Sie für die Ausstellung auch öffentliche Mittel?

Bis jetzt haben wir keine öffentlichen Mittel beantragt, wir möchten es erst einmal mit dieser Kampagne versuchen.

Warum sollten die Leute gerade diese Ausstellung finanzieren?

Für jeden, der gern Abenteuer und Literatur mag, ist dieses Projekt genau richtig. Wir wussten über Kafka auch nur grundlegende Dinge. Nach und nach haben wir festgestellt, was für ein interessantes und aufregendes Leben er führte. Wir möchten den Leuten das gleiche Erlebnis bieten. In Sirem sehen die Besucher das, was Kafka gesehen hat, weil in dem Dorf die Zeit stehengeblieben ist. Wenn das Crowdfunding erfolgreich ist, wollen wir nicht nur eine Ausstellung mit historischen Fotografien und Texten machen, sondern die Leute können tatsächlich den Ort erfahren, wo Kafka einige Monate lebte und wo er zum Beispiel zum Verfassen seines Romans „Das Schloss“ inspiriert wurde.

Jan Jindra und Judita Matuášová vor dem ehemaligen Hopfenspeicher in Siřem. Dort soll im Juni 2016 die Kafka-Ausstellung eröffnet werden.

Jan Jindra und Judita Matuášová vor dem ehemaligen Hopfenspeicher in Siřem. Dort soll im Juni 2016 die Kafka-Ausstellung eröffnet werden. Foto: Jan Jindra

Welche Dankeschöns sind auch für deutsche Unterstützer interessant?

Eine Übersicht aller Dankeschöns kann man auf unserer Crowdfundingseite sehen. Wir können natürlich jedem Eintrittskarten für die Ausstellung in Siřem (Sight-seeing with Kafka) empfehlen. Für deutsche Unterstützer ist sicher auch die Broschüre „Reisen mit Franz durch Europa“ (Travelling across Europe with Franz) interessant. Sie zeigt 40 Fotografien von Jan Jindra, die er an Orten, die Kafka in Europa besuchte, aufgenommen hat. Unter den Fotos findet man Adressen und Informationen, was Kafka dort machte und was er über den entsprechenden Ort schrieb. Die Broschüre gibt es übrigens auf Tschechisch, Deutsch und Englisch.

Für diejenigen, die selbst gern unterwegs sind, empfehlen wir „Kafka und Prag. Ruderer und Gärtner“ (Kafka and Prague – the rower and the gardener). Auf einer von uns geführten Tour lernen die Gäste Prag auf eine andere Weise kennen, denn sie besuchen Orte, die Kafka gern hatte. Das ist nicht nur der Stadtteil, in dem er lebte, sondern es sind auch Orte, wo er gern spazieren ging oder ruderte.

Falls man fürchtet, sich in Kafkas Welt zu verirren, sollte man das Zürauer Labyrinth (The Zürau labyrinth) buchen. Wir führen die Besucher nicht nur durch die Ausstellung, sondern zeigen ihnen einzigartige Plätze in Siřem und erzählen ihnen Geschichten über Kafka. Das Paket beinhaltet die Fahrt von Prag nach Zürau und zurück, den Eintritt ins Museum, die geführte Tour durch Zürau und die Broschüre „Reisen mit Franz durch Europa“ (Travelling across Europe with Franz). Alle geführten Touren gibt es übrigens auf Tschechisch, Deutsch, Englisch oder Spanisch.

Weiterführende Links:
Informationen zum Crowdfunding-Projekt (englisch).
Video zur Crowdfunding-Kampagne (mit Untertiteln).

 

5 Kommentare

Schreibe einen Kommentar zu Theresa Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert.