Die Ausstellung ist beeindruckend – zum einen wegen ihrer Fülle, zum anderen wegen der Schwerpunktsetzung. In der Ausstellung „Weiche Schädel und Schädelharfe“ im Museum Junge Kunst in Frankfurt (Oder) werden ca. 300 Werke Dalís zur Weltliteratur gezeigt. Dabei handelt es sich um Kunstwerke, die mit den unterschiedlichsten Techniken erstellt wurden – darunter Aquarelle, Handzeichnungen und Druckgrafiken.
Dalí hat Werke wie Carrolls „Alice im Wunderland“ , Dantes „Göttliche Komödie oder Hemingways „Der alte Mann und das Meer“ aber nicht nur illustriert, sondern auf seine Weise, nach der sogenannten „paranoia-kritischen Methode“ interpretiert. Das macht die detaillreichen Bilder ungemein spannend. Selbst wenn man glaubt, die literarischen Vorlagen gut zu kennen, eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven und ungewohnte Interpretationen. Die Kunstwerke sind inhaltlich und zeitlich als Illustratiosfolgen zusammengefasst und hängen nicht nur an den Wänden des Museums, sondern liegen auch, wie die Radierungen zu Goethes „Faust“, auf Podesten.
Sehr gelungen ist auch die Zuordnung biografischer Stationen Dalís auf den Begleittafeln zur Ausstellung in das politische und gesellschaftliche Umfeld des Künstlers. Auf diese Weise kann der Besucher, wenn er das möchte, auch diese Dimension in seine Betrachtungen einbeziehen.
Diese Komplexität bei einem kurzen Ausstellungsbesuch zu erfassen ist allerdings unmöglich. Man sollte sich unbedingt Zeit für einen längeren Aufenthalt nehmen und unbedingt den sehr schön gestalteten Ausstellungskatalog kaufen. In ihm werden sowohl die biografischen Hintergundinformationen, Dalís verwendetete Symbole und Metaphern als auch alle Illustrationsfolgen ausführlich vorgestellt. Und, falls man die Möglichkeit hat, sollte man die Ausstellung mehr als einmal besuchen. Ich bin sicher, dass sich bei jedem Besuch neue Interpretationen, Anregungen und Perspektiven ergeben.
Ausstellung im Museum Junge Kunst in Frankfurt/Oder
29.07.2014 – 19.10.2014
Auch veröffentlicht auf www.livekritik.de.