„Oh, schön, darf ich mir etwas wünschen?“ Wenn ich für diesen Spruch bei der Nennung meines Nachnamens jedes Mal einen Euro bekommen hätte, würde ich statt eines 20 Jahre alten VWs, der bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit entweder liegen bleibt oder Feuer fängt, einen verlässlichen schicken Neuwagen fahren. Oder ich hätte eine elegante, großzügig geschnittene Eigentumswohnung – im Prenzlauer Berg oder in Mitte versteht sich.
Dazu muss ich vielleicht erwähnen, dass ich einige Jahre die Telefonhotline für Großveranstaltungen bei einem großen deutschen Automobilhersteller betreut habe. Die Eigentumswohnung ist also keine Übertreibung. Und wenn ich für jeden dieser Sprüche selbst einen Wunsch gratis bekommen hätte, würde die Welt heute ganz anders aussehen!
Dabei stammt mein Familienname gar nicht vom Wort „wünschen“ ab. Der Nachname Wünsche ist eine Form von Windisch bzw. Wendisch, und damit entweder eine Herkunfts- oder Berufsbezeichnung. Die meisten Wünsches gibt es im Landkreis Löbau-Zittau. Genau daher komme auch ich. Weitere Kreise bzw. Städte, in denen besonders viele Wünsches wohnen, sind Dresden, Bautzen, der Niederschlesische Oberlausitzkreis, die Sächsische Schweiz, Meißen, Kamenz und Görlitz (nachgeforscht unter www.verwandt.de). Wer Wünsche heißt, wohnte also in der Nähe der Wenden. Mit diesem Begriff wurden früher die Westslawen bezeichnet, die vom 7. Jahrhundert an große Teile Nord- und Ostdeutschlands bewohnten, unter ihnen auch die Sorben (Quelle: Wikipedia).
Wünsch oder Wünsche wurden diejenigen genannt, die sich besonders gut mit den Wenden oder der slawischen Sprache auskannten, frühe interkulturelle Manager oder Übersetzer sozusagen. Deshalb passt mein Nachname perfekt zu mir. Schade nur, dass ich diese Erklärung so selten am Telefon oder im Berufsleben anbringen kann. Das würde mir einige Gähnattacken oder Verzweiflungsausbrüche – je nach Tagesform – ersparen. Also wenn ich mir jetzt was wünschen könnte…