Auch Karel Kryl habe ich zum ersten Mal in einer tschechischen Kneipe gehört. Es war das Lied „Lásko“. Mich fesselte sofort der Gegensatz zwischen den in militärischem Takt gehaltenen Strophen und dem weichen, sehnsüchtigen Refrain. Zu dieser Zeit war Karel Kryl schon tot und wurde als einer der ganz großen tschechischen Dichter verehrt. Zurecht, wie ich finde. Als mich dann jemand mit der Bitte ansprach, „Morituri te salutant“ zu übertragen, dachte ich sofort: Das ist nicht möglich.
Ich habe das Lied bestimmt mehr als hundert Mal gehört und versucht, eine deutsche Entsprechung für diesen Text zu finden. Möglichst eine, die man singen kann. Ich habe eine Version gefunden, die zwar von den dichterischen Qualitäten des Originaltextes weit entfernt ist, hoffentlich aber eine Ahnung vermitteln kann, wieviel poetische und politische Kraft in diesem Lied steckt. Das Original, gesungen von Karel Kryl findet ihr übrigens hier.
Morituri te salutant*
Der Weg ist Staub
und Splitt
und festgestampfte Erde
und graue Strähnen
zeichnet er ins Haar
auf rauhen Stein
aus Gold
hauchzarte Sternensprenkel
der Hoffnung Feder
vom Flügel Pegasus
Der Weg ein Schlag
und derb
wie eine Straßenhure
in der Hand ein Schild
am Gürtel Stanniol
und mit Begier
wirft sie
ins ungewisse Dunkel
zwei zarte Stengel
roter Gladiolen
Leutnant,
der Sand ist strahlend weiß
wie Danielas Arme
Leutnant, ach warte
ich sah die längst vergang’ne
unglaublich kurze
Sekunde des Vergessens
Leutnant, sie winken
und wir, wir werden sterben
Morituri te salutant,
morituri te salutant
Ich ging den Weg
ein Band
das ohne Rast sich windet
und Taubenflügel
wirbeln Sand empor
Kanonen spiel´n
den Marsch
der von der Hoffnung kündet
verweht die Feder
die alsbald vergeht
Der Weg ist Teer
und Staub
und festgestampfte Erde
und Messingbienen
aus des Wehrwolfs Schlund
und ein Gewehr
mein Freund
und Dreck aus hundert Jahren
und furchtbar endlos
das weiße Wolkenmeer
Leutnant,
der Sand ist strahlend weiß
wie Danielas Arme
Leutnant, ach warte
ich sah die längst vergang’ne
unglaublich kurze
Sekunde des Vergessens
Leutnant, sie winken
und wir, wir werden sterben
Morituri te salutant,
morituri te salutant
*Die Todgeweihten grüßen dich
Morituri te salutant
Cesta je prach
a štěrk
a udusaná hlína
a šedé šmouhy
kreslí do vlasů
a z hvězdných drah
má šperk
co kamením se spíná
a pírka touhy
z křídel Pegasů
Cesta je bič
je zlá
jak pouliční dáma
má v ruce štítky
v pase staniol
a z očí chtíč
jí plá
když háže do neznáma
dvě křehké snítky
rudých gladiol
Seržante
písek je bílý
jak paže Daniely
Počkejte chvíli!
Mé oči uviděly
tu strašně dávnou
vteřinu zapomnění
Seržante! Mávnou
a budem zasvěceni
Morituri te salutant
Morituri te salutant
Tou cestou dál
jsem šel
kde na zemi se zmítá
a písek víří
křídlo holubí
a marš mi hrál
zvuk děl
co uklidnění skýtá
a zvedá chmýří
které zahubí
Cesta je tér
a prach
a udusaná hlína
mosazná včelka
od vlkodlaka
rezavý kvér
můj brach
a sto let stará špína
a děsně velká
bílá oblaka
Seržante
písek je bílý
jak paže Daniely
Počkejte chvíli!
Mé oči uviděly
tu strašně dávnou
vteřinu zapomnění
Seržante! Mávnou
a budem zasvěceni
Morituri te salutant
Morituri te salutant
Melodie und Text: Karel Kryl
Übertragung: Juliane Wünsche