Verlassen. Das ist das Wort, das einem zuerst einfällt, wenn man vor dem Gehöft in Osiek Łużycki (Wendisch Ossig) steht. Drei Gebäude, die ein U formen, liegen inmitten alter Obstwiesen. Der Putz bröckelt von den Mauern, es gibt kaum noch heile Fenster und durch die Dächer dringt an undichten Stellen Wasser und Schnee ungeschützt ins Innere. In den ehemaligen Wohnräumen schält sich alte Mustertapete von den Wänden und gibt alte Zeitungsausschnitte mit Todesanzeigen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs frei. [Weiterlesen]
LABA-Fashion – Oberlausitzer Geschichten zum Anziehen
Gerhard Zschau verkauft Geschichten zum Anziehen. Während andere Fashion-Label schnöde T-Shirts, Jogginghosen oder Mützen vertreiben, finden sich auf der Kleidung des Görlitzer Labels LABA Sagengestalten wie Krabat, Pumphut oder die Mittagsfrau. Was auf den ersten Blick eher schlecht zusammenpasst – Sagen und Mode – ist seit 2016 eine Erfolgsgeschichte, denn LABA verknüpft die althergebrachten Geschichten durch modernes Design und Storytelling mit der Gegenwart. [Weiterlesen]
Weiber, Bier und Beichten im böhmischen Paradies – Inszenierung am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen
Das Böhmische Paradies ist ein idyllisches Fleckchen Erde, aus dem sich wohl niemand gern vertreiben lassen möchte. Genau das scheinen die zehn Männer aus dem gleichnamigen Theaterstück von Jaroslav Rudiš jedoch zu befürchten. Deshalb ziehen sie sich regelmäßig in die Sauna zurück, eine heterotope Welt mit eigenen Regeln, zu der Frauen keinen Zutritt haben – von der Putzfrau abgesehen. [Weiterlesen]
Benutzt, mißbraucht und zerfetzt – “Amerika” am Theater Bremen
Karl Rossmann liegt auf der Bühne des Theaters in Bremen – auseinandergenommen, zerfetzt, kaputt. Eine überlebensgroße Puppe, die Gliedmaßen verstreut auf den Brettern, daneben Kopf und Torso. Dabei hatte es eigentlich ganz gut angefangen für Karl, der 16jährig von seinen Eltern nach Amerika geschickt wurde. Nicht geschickt, sondern „beiseite geschafft, wie man eine Katze vor die Tür wirft, wenn sie ärgert“. [Weiterlesen]
Das perfekte Stück zur politischen Lage – “Nationalstraße” am Staatsschauspiel Dresden
Ich konnte es sehen und hören, dass es zwei Tage vor der Bundestagswahl in Dresden brodelte. Zum Beispiel an den Wahlplakaten von SPD und CDU, die mit „Volksverräter“-Stickern überklebt waren. Oder an den zwei älteren Männern, die sich lauthals vor dem goldenen Reiter über die Politiker und Bonzen „da oben“ aufregten, die endlich mal einen Denkzettel bräuchten. Oder daran, dass sich in der „Sächsischen Zeitung“ Leute mit Foto und Namen offen dazu bekannten, AfD zu wählen. Das der Denkzettel so deutlich zugunsten der rechtsextremen Partei ausfallen würde, hat selbst meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen. [Weiterlesen]
Im Gespräch mit: Finenschnabel
Heute startet eine neue Reihe auf meinem Blog. In loser Folge stelle ich Künstlern zehn Fragen zu ihrer Arbeit, über die Kunst und das Leben. Den Anfang macht Finenschnabel aus Berlin. Fine zeichnet, fotografiert und malt. In ihren Kunstwerken finden sich sowohl expressionistische Elemente als auch Elemente moderner Illustrationen. Fine betrachtet die Welt mit einem Augenzwinkern und öffnet mit ihren Bildern Fenster, durch die die Betrachter die Welt mit anderen Augen sehen können.[Weiterlesen]