Den zweiten Tag unserer Elberadtour starteten wir in Pretzsch. Wir wählten zunächst die linkselbische Seite, um an der Schifferkirche in Priesitz und den Laußiger Teichen entlangzufahren. Der Altar der Schifferkirche wurde übrigens von böhmischen Schiffern gestiftet, deshalb sind darauf geschnitzte Holzfiguren wie der Heilige Adalbert von Prag und Wenzel von Böhmen dargestellt.
Auf diesem Abschnitt des Elberadweges sieht man die Elbe kaum. Da der Radweg größtenteils neben einer stillgelegten Bahnstrecke verläuft, fährt es sich aber ruhig und es bleibt Raum für Naturbeobachtungen. Wer sich die Zeit nehmen möchte, kann kurz vor Dommitzsch vom Fahrrad absteigen und ein Stück den Gedichtepfad entlanglaufen. Dort findet man auch folgendes “Kleinod” für Radfahrer:
Millionen Räder so kann man lesen,
gibt es im Lande der Chinesen,
auch Niederländer radeln seit jeher
von zu Hause bis ans Meer
und in Ostfriesland die Ostfriesen
radeln lustig durch die Wiesen,
schwitzend sieht man Bajowaren
durch die Alpenländer fahren,
auch die Leute da in Hessen
sind auf´s Radeln ganz versessen,
man sieht, ein Leben ohne Rad
wäre wirklich jammerschad.
Von Pretzsch nach Dommitzsch:
Der Gänsebrunnen des Bildhauers Bruno Kubas auf dem Marktplatz in Dommitzsch, der als Wahrzeichen der Stadt gilt, lohnt einen Zwischenstopp. Eine Gänsemagd aus Ton soll an die Tradition der Gänsehaltung erinnern, denn Dommitzsch wurde früher auch “Gänse-Dommitzsch” genannt. Auf den zwölf Tonplatten rund um den Brunnen kann man außerdem Tiere wie Hühner, Hasen und Fische oder Handwerker, Fischer und Bauern bei der Arbeit entdecken.
Von Dommitzsch aus machten wir dann einen Abstecher mit der Fähre auf die andere Seite der Elbe nach Prettin. Im dortigen Schloss errichteten die Nationalsozialisten von 1933 bis 1939 eines der ersten Konzentrationslager, das KZ Lichtenburg. Heute befindet sich dort eine Gedenkstätte.
Nach diesem kleinen Umweg fuhren wir linkselbisch weiter in Richtung Torgau. Ab Mockritz gab es eine Umleitung über kleinere Landstraßen. Aber auch ohne die Umleitung wären wir nicht direkt an der Elbe entlanggefahren. Erst kurz vor Torgau, ab Repitz, sieht man die Elbe wieder und fährt direkt an ihr entlang in die Stadt.
Torgau an der Elbe:
Torgau dürfte vor allem Architekturinteressierte begeistern. Allein rund um den Marktplatz gibt es zahlreiche Häuser aus der Barock- und Renaissancezeit zu entdecken, wie zum Beispiel die Mohren-Apotheke, der Spielwarenladen Löbner, die spätgotische Hallenkirche St. Marien oder das Rathaus mit der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Nikolaikirche.
Sehr beeindruckend ist das Schloss Hartenfels mit der Schlosskapelle und dem Wendelstein, einer 20 Meter hohen freitragenden Wendeltreppe. Vom Hausmannturm kann man außerdem weit über die Elbe ins Land blicken. Bis zum 31. Oktober wird im Schloss die 1. Nationale Sonderausstellung “Luther und die Fürsten” zum 500. Reformationsjubiläum gezeigt.
Leider hat mich die Ausstellung nicht überzeugt. Zwar bietet sie was fürs Auge – es sind zahlreiche Gemälde, Schatzkammerstücke und historische Gegenstände zu sehen – wirklich Neues über Luther und sein Verhältnis zu den Fürsten erfährt man aber nicht. Zudem fehlt eine ansprechende und zeitgemäße Vermittlung der Inhalte. Leider gab es ausschließlich Schautafeln mit langen Texten, die aufgrund der Schriftgröße und der dunklen Beleuchtung außerdem noch schlecht zu lesen waren.
Zum Weiterlesen:
1. Etappe von Wittenberg nach Pretzsch (ca. 34 km)
2. Etappe von Pretzsch nach Torgau (ca. 42 km)
3. Etappe von Torgau nach Strehla (ca. 40 km)
4. Etappe von Strehla nach Meißen (ca. 36 km)
5. Etappe von Meißen nach Dresden (ca. 30 km)
6. Etappe von Dresden nach Bad Schandau (ca. 45 km)
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